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«Wandzeitung» vom 19.9.2016:

Die grosse Kreuzfahrt:

115 000 Passagiere.

Ah, das ist ein grosses Schiff! 115 000 Passagiere, und stark unterwegs ... Ob und wie sicher das grosse Schiff ist, weiss niemand, am wenigsten der Kapitän ... Wie bei jeder Kreuzfahrt gibt es – und das ist jetzt neu bei dieser Fahrt – verschiedene Preiskategorien: Wählt man Basic, dann kriegt man eine Kabine ohne Aussicht und Komfort. Wählt man Silber, dann ist es ein wenig besser, mit Gold hat man Aussicht aufs Meer und jeden Komfort. Das versprechen jedenfalls die Prospekte, die jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin erhalten haben.

Wer fährt denn auf diesem Riesenschiff? Ich bin dabei, Sie vielleicht auch, das kommt gleich heraus. Noch rasch zur Führungscrew: Der Kapitan ist in diesem Fall weiblich, die Mannschaft meist männlich und gut trainiert, sie macht die Kleinarbeit. Der Mannschaftsboss – also grad jener unterhalb des Kapitäns – ist auf den Fotos ein richtiger Strahlemann; mit einem Gehalt eines Regierungsrats kann man das verstehen, ... das geht ganz leicht.

Der Kapitän – oder muss ich schreiben die Kapitänin – hat noch einen zweiten Beruf, den sie sehr gut ausübt, sie ist Lehrerin. Jetzt wissen Sie bestimmt schon, wie das Schiff heisst, oder? Nein? Ich helfe ein bisschen: Das Schiff war bis vor einigen Jahren staatlich, jetzt wird es privat gesteuert. Man sagt, das sei besser, weil dann die Regierung nicht immer den Gewinn abschöpfen kann, was sie in der Vergangenheit mehrmals getan hat.

Machen wir’s kurz: Das Schiff heisst BVK, die Beamtenversicherungskasse des Kantons Zürich, die grösste Pensionskasse der Schweiz mit etwas über 115 000 Versicherten. Es war die erste Kasse der Schweiz, die den Umwandlungssatz gesenkt hat. Nun überlegen verschiedene Gemeinden, aus der BVK auszutreten. Da gibt die Kapitänin Gegensteuer und hat die allerdings wenig revolutionäre Idee, die Beiträge zu erhöhen.

Ähnlich wie beim Strom: Da können Sie ja auch auswählen, welchen Strom Sie beziehen wollen, das heisst, wie viel Sie bezahlen wollen. Interessant ist, dass jeder Strom dann aus der gleichen Steckdose kommt und gleich viel Pfupf hat. Bei der BVK ist es auch so, nur mit dem Unterschied, dass wer mehr Beiträge bezahlt, dann auch – vielleicht – mehr bekommt. Nun ist es mit den Vorsorgeeinrichtungen so eine Sache: Wenn das von den Versicherten einbezahlte Geld nicht gewinnbringend angelegt wird, hat die Kasse auf lange Sicht eine Unterdeckung, die Rentenkürzungen unausweichlich macht.

Letzte Woche konnte man im BLICK von einer siebenprozentigen Rentenkürzung lesen. Von AHV bis BVK ist es immer ein ähnliches Problem. Und mit der Senkung des Umwandlungssatzes kann man auf Kosten der Rentner einiges ausgleichen. Anlagespezialisten wären gefragt, aber oft weiss man auch dann nicht, was kluge Anlagestrategien bringen. Wenn allerdings die Präsidentin auf Kritiken nur flapsige Antworten: «Viel Lärm um wenig» bereit hat, kommen Zweifel an der Kompetenz auf.

Oder möchten Sie, dass ein Hobbypilot Ihr Kreuzfahrtschiff steuert? – Viele Kassen senken nun nach der BVK ihren Umwandlungssatz auch. Was in zwanzig Jahren noch in den Kassen ist? Wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.


André Bernhard,
19.9.2016, 115. Jahrgang, Nr. 263.

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