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«Wandzeitung» vom 20.2.2016:

Überraschung an der Wohnungstür:

Vom Glück und von der Sicherheit.

Gestern Abend klingelte es an der Tür. Eine fröhliche Bubenstimme fragte durch die Sprechanlage, ob wir bereits beim Znacht wären, er hätte da sonst noch ein kleines feines Bettmümpfeli für uns; für nur fünf Franken. Das ist doch mal was Neues! Gespannt beobachtete ich durch den Türspion, wie ein flotter Teenager die Treppe raufgesprungen kam, in der Hand trug er eine kleine Schachtel mit rot glänzenden Schoggiherzen.

Er erzählte mir, dass er und seine Freunde aus dem Turnverein «Glücksschoggi» für ihr Sommerlager verkauften. Sie möchten mit diesem Geld einen Teil der Lagerkosten selber decken – «mit selber verdientem Geld, wüsset Sie.» Ihr Jugileiter habe ihnen kürzlich erzählt, wie wichtig es sei, nicht einfach in eine Konsumhaltung zu verfallen. Es sei nicht selbstverständlich, dass wir in einem freien und sicheren Land lebten, man müsse lernen, dankbar zu sein und man könne nicht immer nur Forderungen stellen, sondern solle den Menschen auch etwas zurückgeben. Und darum die Schoggi – die mache ja glücklich, und dass wünschten sich doch alle Menschen. Ich war berührt von seiner Ehrlichkeit, seiner Offenheit und seinem Engagement. Er hat mit seinen bald elf Jahren bereits eine wichtige Lektion gelernt und sprüht nur so vor Tatendrang und Optimismus. Solche Alltagsbegegnungen machen Freude. Freude inmitten von dramatischen Flüchtlingsbildern, erschütternden Terrorakten oder News von drastischem Stellenabbau, die manchmal unseren Alltag prägen. Die internationale Sicherheits- und Flüchtlingssituation hält uns seit Monaten in Atem – wer kann und will da schon einfach wegschauen?

Doch diese Teenager lassen sich von diesen Hiobsbotschaften nicht entmutigen. Sie übernehmen Verantwortung und engagieren sich, anstatt zu jammern. Sie haben ein Ziel und setzten sich dafür ein. Ja, wir alle brauchen Vorbilder, an denen wir uns orientieren können – zum Beispiel an solchen Teenagern. Sie haben Werte, an denen sie sich festhalten, Ziele die sie erreichen wollen. Das müssen wir fördern und fordern, bei uns selbst und auch bei unseren Kindern. Kein Schritt, keine Tat ist zu klein, wenn’s in die richtige Richtung geht!

Was wir jetzt entscheiden, zählt. Wie wir hier und jetzt Weichen stellen, hat entscheidend Einfluss auf die nachfolgende Generation. Unsere Sicherheit ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Wir haben es leider beobachtem können: Terrorismus macht keine halben Sachen. Er kennt keine Gnade. Wir müssen ihm täglich Grenzen setzen, uns dafür engagieren, dass unsere Sicherheit erhalten bleibt. Können wir es uns jetzt leisten, bei der Sicherheit zu knausern? Haben das unsere Kinder verdient?

Unterstützen wir die nachfolgende Generation, schaffen wir ihnen Rahmenbedingungen, innerhalb derer sie sich sicher und frei bewegen können – damit sie zum Beispiel weiterhin Schoggi verkaufen können, sich engagieren, um ihr Ziel zu erreichen und ihre Träume zu verwirklichen. Ohne Sicherheit keine Freiheit, ohne Freiheit keine Selbstverwirklichung!


Barbara Günthard-Maier,
20.2.2016, 115. Jahrgang, Nr. 51.

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