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«Wandzeitung» vom 10.3.2016:

Mahir, der Syrer:

Eine schöne, traurige Geschichte.

Heute, ein Tag nach den Abstimmungen, schreibe ich diesen Text. Ich bin glücklich, froh, dankbar und stolz, dass wir nein zur Durchsetzungsinitiative gesagt haben. Das ist schön. Bewegend, traurig und ebenfalls auch ein bisschen schön finde ich die Geschichte von Mahir.

Mahir ist Syrer. Zuhause arbeitete er als Maschineningenieur, hatte mit Flugzeugen zu tun. Der Krieg zwang ihn zur Flucht. Die Eltern, Tante und Onkel sind in Damaskus geblieben. Mahir hat es mit seiner Frau und den drei Kindern in die Schweiz geschafft. Über die Türkei, Griechenland, auf dem Boot mit Schwimmwesten um den Leib und die Angst in den Knochen. Mazedonien, die Balkanrute Richtung Zukunft. Im November Ankunft in Kreuzlingen. Dublin umgangen, in der Schweiz erst die Fingerabdrücke abgegeben. Grüezi Schweiz, Hallo warten. Vom Thurgau nach Adliswil, in das Durchgangszentrum.

Mahir findet uns ein ruhiges, nettes, freundliches Volk. Das Recht gelte da, nicht wie in Syrien, sagt er. Keine Bomben fallen vom Himmel, keine Blockaden lassen die Menschen aushungern. Die Schweizer lächeln, wenn Mahir sich als Syrer vorstellt und seine Geschichte erzählt. Vielleicht lächeln sie, weil sie froh sind, dass Mahir und seine Familie dem Horror entkommen konnten. Vielleicht lächeln wir, weil Mahir trotz allem das Lächeln nicht verloren hat. Ich treffe Mahir im Zuge einer Recherche im Pfarrhaus neben der Kirche Rosenberg in Winterthur. Ruhig und besonnen erzählt Mahir von seiner Reise. Warum er die Schweiz gewählt hat, will ich wissen. Weil sie sicher ist, weil meine Kinder hier eine Zukunft haben. So einfach, so komplex. Der Älteste, sechs, besucht bereits die Schule. Mahir selber büffelt deutsch in Winterthur und Zürich. Es kann ihm nicht schnell genug gehen. Deutsch, schweizerdeutsch will er sprechen. Wo er sich seine Zukunft vorstelle, will ich von Mahir wissen. In der Schweiz. Ich will hier arbeiten, ich will hier ein Zuhause für mich und meine Familie aufbauen. Zurzeit wohnt Mahir mit seiner Frau und den drei Kindern in einem Asylhäuschen in der Kirche Rosenberg. Fünf Personen, Kajütenbett, circa 15 Quadratmeter klein. Nein, Mahir ist nicht glücklich darüber, das provisorische Zuhause sei zu klein, die Toiletten und Küche draussen. Ist ja nicht für immer, ist ja nur provisorisch, es kommen bessere Zeiten. Dem Assad-Regime in letzter Sekunde entflohen, wartend auf den Entscheid aus Bern, hoffend, dass die Schweiz bald das rechtliche und richtige Zuhause wird. Mahir bedankt sich für das Gespräch mit einem Lächeln. Ich bedanke mich bei Mahir dafür, dass er mir seine Geschichte erzählt hat.

Mahir und seine Familie und jede und jeder, der erschöpft und hoffnungsvoll unsere Grenzen passiert, hat ein Lächeln, eine ermunternde Hand und ein Grüezi, herzlich willkommen in der Schweiz verdient. Denn wer Freundlichkeit und Offenheit säht, der wird Dankbarkeit ernten. Mahirs sechsjähriger Sohn spricht übrigens schon ein Paar Brocken Deutsch. Nach zwei Wochen Schulunterricht.

 


Oriana Ziegler-Somarriba,
10.3.2016, 115. Jahrgang, Nr. 70.

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Standpunkte:

19.3.2016, 00:05 Uhr.

Peter Hess schrieb:

Freundlichkeit und Höflichkeit in so einer Begegenung sagt leider nichts über einen Menschen aus. Haben Sie Mahir auch gefragt, ob er etwas dagegen hätte, wenn seine Tochter einen Freund hätte? Haben Sie ihn gefragt, wie er damit umgehen würde, wenn sein Sohn homosexuell wäre? Haben Sie ihn gefragt, was er über Juden und was er über Hitler denkt? Über 80 Prozent der Muslime pflegen einen extremen Judenhass und verehren Hitler. Das Buch «Mein Kampf» ist seit Jahrzehnten ein Bestseller in muslimischen Ländern. Ein anderer Bestseller ist «Die Weisen von Zion», eine Fälschung, in welcher Juden angeblich beschreiben, wie sie sich die Welt untertan machen möchten. Dies sind die Themen, die uns als Zivilgesellschaft interessieren und nicht dieser Kitsch des dankbaren und höflichen Füchtlings.


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