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«Wandzeitung» vom 6.11.2016:

Wir müssen über politische Themen reden:

Wahlkampf hier und dort.

Wie fast jedes Jahr war ich im Oktober für zehn Tage bei meiner Freundin R. in einem kleinen Dorf im Bundesstaat New York zu Besuch. Wie fast jedes Jahr genossen wir die gemeinsame Zeit, machten Ausflüge in die traumhaft schönen Indian Summer-Herbstwälder, besuchten Ausstellungen und redeten mit Leuten.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich während eines Präsidentschafts-Wahlkampfes in den USA war. Aber so intensiv habe ich es noch nie erlebt. Wo immer ich hinkam, mit wem immer ich sprach, die Wahlen waren das zentrale Thema. Und die Furcht davor, dass es diesmal ganz gründlich schief gehen könnte, ist überall spürbar. Viele fragen sich, wie es soweit kommen konnte, dass ein völlig apolitischer, höchst narzisstischer und zutiefst dekadenter Milliardär so weit kommen konnte.

Ich habe unter anderem mit Menschen gesprochen, die bisher stets republikanisch gewählt haben, die aber sagen, dass dies für sie dieses Mal nicht möglich sei. Sie sind entsetzt über das Versagen der Republikanischen Partei, die Donald Trump einfach durchmarschieren liess. Einige von ihnen werden nun Hillary Clinton wählen, weil sie sie als das kleinere Übel sehen. Demokratische Wählerinnen und Wähler auf der anderen Seite fürchten sich davor, dass die Wahlbeteiligung tief sein könnte, weil ihre Kandidatin es nicht schafft, wirklich Sympathien zu wecken. In diesem Fall könnte es zu einem Zufallsergebnis kommen, welches auch ganz heftig in die Hose gehen könnte.

Bei alldem wird aber kaum je über politische Themen gesprochen. Und davon gäbe es in den USA weiss Gott genügend. Für mich ist es erschütternd, dass es bei der Wahl der mächtigsten Person der Welt nicht darum geht, wie sich die USA zukünftig in der Weltpolitik positionieren wird und was die grösste Industrienation der Welt zum Klimaschutz beitragen wird, dass es nicht darum geht, wie das Gesundheitssystem, die Wirtschaft, der soziale Frieden und all die weiteren ganz dringlichen Themen in den USA in Zukunft angegangen werden sollen. All dies geht unter, weil ein völlig aus dem Ruder laufender selbstverliebter Gockel die Macht hat und bekommt, sich dermassen in Szene zu setzen. Auch in Winterthur befinden wir uns in einem Wahlkampf. Mein Wunsch für die kommenden Wochen ist, dass wir uns hier auf die dringlichen Themen einlassen.

Einerseits muss es unser Ziel sein, Winterthur wieder zu einer selbstbewussten, urbanen Grossstadt zu machen. Die kurzsichtigen Sparübungen der letzten Jahre haben unserer Stadt nicht gut getan und müssen nun zum Teil mühsam wieder korrigiert werden. Damit wir nicht schon bald mit noch viel gravierenderen Steuerausfällen konfrontiert werden, muss es unser gemeinsames Ziel sein, die Unternehmenssteuerreform III zu verhindern.

Weiter müssen wir es schaffen, das Vertrauen in eine nachhaltige Energie- und Umweltpolitik wieder zu schaffen. Winterthur hat sich mit der Annahme der Winergie 2050-Initiative vor vier Jahren ein klares Ziel gesteckt, das es weiterhin zu erreichen gilt. Dies und vieles mehr soll den Winterthurer Wahlkampf prägen. Ich freue mich auf viele spannende, anregende Diskussionen!


Christa Meier,
6.11.2016, 115. Jahrgang, Nr. 311.

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