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«Wandzeitung» vom 25.12.2016:

EIN SATZ:

Alle Macht den Kamelen.

So zärtlich wie ein Trampeltier, so eiskalt wie der Mond, unschuldig wie der schwarze Teufel, der in der Hölle wohnt. UNBEKANNT

Der heutigen Kolumne muss einmal mehr ein Disclaimer vorangestellt werden. Auch wenn sie am Weihnachtstag erscheint, hat der Titel nichts, aber auch gar nichts mit der Weihnachtsgeschichte zu tun. Schliesslich will auch dieses Jahr wie die 2016 Jahre zuvor keine Weihnachtsstimmung aufkommen.

Immerhin ist der Zeitpunkt nicht allzu verfehlt, einen Blick in die Zukunft zu werfen, die ihren Anfang bekanntlich in der Vergangenheit nimmt. Genauer am ersten Montag nach dem zweiten Mittwoch im Dezember. Schreib: Am 19. An diesem Tag traten die Wahlleute zusammen, den amerikanischen Präsidenten zu erküren. Das amerikanische Politsystem weist mehr Elemente der Gewaltenhemmung auf als andere. Vor allem mehr als das schweizerische, was nicht überraschend ist. Hierzulande soll Macht, so sie dem Volke passt, entfaltet und nicht gehemmt werden. In den USA werden die Wahlleute indirekt auch vom Volk bestimmt, d. h. sie stammen aus jener Partei, für welche sich die Wähler am 8. November im Bundesstaat mehrheitlich ausgesprochen haben. Mithin traten mehrheitlich Republikaner zusammen. Doch sie waren nicht an ihr Mandat gebunden. Es stand ihnen mehr oder weniger frei, als unfaithful electors für eine andere Partei und deren Präsidentschaftskandidaten zu stimmen. Natürlich wird solchesVerhalten mit sozialer Ächtung bestraft. Doch das schreckt nicht immer ab.

So war der Präsidentendarsteller aus dem Hochhaus an der Fifth Avenue mit deutscher Vergangenheit vielen Elektoren gschmuch. Sie wählten nicht Trump, sondern Clinton, die ja auch die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigte. Die Erklärungen der treulosen Elektoren beschlugen die ganze Bandbreite von staatspolitischer Verantwortung bis zur Hoffnung, von der Gunst des ebenfalls nicht ganz machtlosen Clinton-Clans zu profitieren.

Schlagkräftigstes oder zumindest häufigstes Argument war, dass sich die republikanische Mehrheit der beiden Kammern und das Weisse Haus durch eine unterschiedliche Parteiangehörigkeit gegenseitig in Schach zu halten vermöchten.

Und Hillary zog im Triumphzug ins Weisse Haus. Wenn denn nicht die Inkarnation des Entenhauseners die Waffe für sich genutzt hätte, welche die Demokraten abgefeuert hatten: die Wahlbeschwerden. Diese wurden nämlich gutgeheissen, die Wahl vom 8. November musste wiederholt werden.

Allen Unkenrufen über Manipulationen in sozialen Netzwerken und Bubbles zum Trotz, in die sich die Leute angeblich in geistiger Umnachtung befinden, kam die Wahl wieder genau gleich heraus. D. h. Trump wurde erneut gewählt, mit deutlich höheren Quoten bei den Internetwetten allerdings. Nach dem zweiten Verdikt getrauten sich die neuen Elektoren der Republikaner nicht mehr, treulos zu sein, und so wurde Trump im August 2017 nach der Abschmetterung Dutzender Wahlbeschwerden und einer Übergangsregierung von Joe Biden doch noch 45. Präsident der USA.

Und Welt und Hölle lagen in Schutt und Asche, wie sie es auch sonst gelegen wären.

 


Adrian Ramsauer,
25.12.2016, 115. Jahrgang, Nr. 360.

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