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«Wandzeitung» vom 5.10.2016:

Vier elementare Projektarbeiten stehen an:

Eine typische KMU-Stadt.

Ja, Winterthur braucht die KMU. Deshalb begrüsse ich es sehr, dass der KMU-Verband Ende September Winterthur mit offenen Türen überraschte. Wie KMU-Präsident Christof Hasler betont, sind es die Unternehmer selber, die für die Attraktivität ihrer Arbeits- und Ausbildungsplätze sorgen. Der Stadt obliegt die Herausforderung, ein echtes Umfeld zu schaffen, das den KMU Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum bietet, um zu bestehen.

Es waren die KMU, welche die Sozialversicherungen und Krankenkassen einführten. Die Unternehmer selbst sorgten für sich weniger. Die Geschichte der Krankentaggelder holt die selbständigen KMU heute noch ein. Sie können sich kaum leisten, vom Arbeitsalltag wegzubleiben; wollen sie sich nicht medizinisch vergiften lassen, bezahlt auch keine Versicherung ihren Arbeitsausfall. So berappen sie Leben und Gesundheit besser selber; ein Wissen, das heutigen Managern abhandenkommt.

Bleiben wir noch etwas bei der Geschichte von Winterthur. Winterthur war ein Dorf an der Eulach. Über der Ebene, auf dem heiligen Berg, welcher schon keltisch besiedelt war, thronte ein Schloss. Diesem Schlossbesitzer aus einer Nebenlinie der Kyburger ist es zu verdanken, dass Winterthur in der Linie der Kyburger zu Niederwinterthur und spätestens ab 1264 zu Winterthur wurde. Der Preis dafür war, dass das Schloss des Grafen Hermann auf dem Heiligberg geschliffen wurde, und die Steine der ehrwürdigen Gemäuer für Bauten in der Altstadt dienten. Dieser Graf Hermann von Winterthur war in seiner zweiten Lebenshälfte auch Abt vom Kloster Einsiedeln. Ihm dient ein gebührender Dank. Wer weiss, was er in seinen früheren oder späteren Leben noch Gutes tat.

Die KMU durften sich mit dem Freiheitsbrief von 1264 nur gezielt einrichten. Es war vor allem der südliche und östliche Teil der Stadt, der dem freien Markt geöffnet wurde. Noch heute erinnert die Steiggasse daran, dass der Handelsweg über die Steig und Brütten nach Zürich führte. Steinberggasse, Kirchplatz und Graben waren auch die Stadtteile, die immer wieder schwere Zeiten erlitten, sei es die Pest, Stadtbrände oder Belagerungen, die eine Entwicklung der Handelskraft erschwerten.

Täglich schreite ich durch das ehemalige Steigtor, dessen Bürde man heute noch spürt. Auf der rechten Seite grüsst freundlich Herr Oberhänsli mit seinem Kopiergeschäft, gefolgt vom italienischen Gemüsler und Coiffeur. Am Dienstag und Freitag öffnet Familie Diener bei der Steibi-Apotheke seit Jahren das Portal in den Gemüsemarkt. Doch die Gasse selber ist drückend und erinnert daran, dass die Stadt Winterthur ihre Geschichte noch nicht aufbereitet hat. Auch der Gang durch die Steinberggasse belastet den Köper sehr, lässt man sich auf die Vergangenheit ein.

Organisationsentwicklung allein reicht nicht aus, um die Stadt vor Rückschlägen zu bewahren und auf Vordermann zu bringen. Drei weitere elementare Projektarbeiten gehören dazu: Die Menschen, die hier wohnen; die Räume, die hier fehlen und die Sprache, die vor weiteren Flops schützen will. Alle vier: Menschen, Räume, Organisationen und Sprache bilden sich gemeinsam weiter. Nur so kommen KMU und Winterthur voran!


Heiner Dübi,
5.10.2016, 115. Jahrgang, Nr. 279.

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