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«Wandzeitung» vom 23.10.2016:

Sorgen um die Zukunft der Stadt:

Wie gesund ist Winterthur wirklich?

Mehr als früher schlendere ich durch die Stadt. Manchmal frage ich, ob Winterthur eine gesunde Stadt ist. Die Antwort ist nein. In Winterthur werden von den Menschen Fakten und Werte streng voneinander getrennt. Ein fataler Irrweg von wem? Fakt ist, dass der «Landbote» beinahe täglich auf Sachen herumhauen kann. Fakt ist, dass die Regierung im Superblock sitzt und sich dem Konkurrenzspiel der Verwaltungen aussetzen muss. Fakt ist auch, dass die Stadt Winterthur die Bewohnergrenze von 100 000 weit überschritten hat. Es gäbe noch viele Fakten aufzuzählen, zum Beispiel dass das Departement technische Betriebe Winterthur seinen Eingang an der Turbinenstrasse und nicht wie die anderen Departementchefs an der Pionierstrasse hat. Das ist mit ein Grund, dass es leichter ist, ein kollegiales Mitglied auszuschliessen und dem Mob freizugeben. Wie kann es zu einer derartigen Entfremdung zwischen Stadtwerk und Stadtregierung kommen? Einige Fakten liegen jetzt auf dem Tisch. Auch Konsequenzen liegen vor. Und noch immer werden aktiv Köder herumgeboten, an die jedermann und jedefrau munter anbeissen kann. Die Sicht der Schwere des Gewichts einer Handlung ist immer vom jeweiligen Standort aus bestimmbar. Ob leicht oder schwer, dafür braucht man niemanden in Schutz zu nehmen. Dass das Regieren aber besser ginge, ohne Fiktionen aufzubauen, liegt auf der Hand. Immer wieder geraten grosse und kleine Projekte in Schieflage und Schlagzeilen. Es wird für die Regierenden wie für die Bürger immer schwieriger, Fiktionen in genügender Klarheit von Hypothesen zu unterscheiden, wenn die Werte von den Fakten zu Projektbeginn getrennt werden. Ich mache mir Sorgen um die Stadt, wenn Annahmen und Vermutungen über die Stadtentwicklung, die bis zu einem gewissen Grad beweisbar sind, immer wieder über Bord geworfen werden (müssen), weil sie dem Feld der Erfahrung und weniger der Werte angehören. Wir können unsere Stadt nicht über Erfahrung und Ursachen regieren, sondern über Einheit und Identität. Dass sich die Stadtregierung der verwaltungsinternen Konkurrenz aussetzt, ist beweisbar wie zum Beispiel das Fallgesetz; dass es ein Akt der Vernunft gewesen sei, in den Superblock zu ziehen, eine Fiktion. Fiktionen sind prinzipiell unbeweisbar; es sind Behauptungen über die Wirklichkeit, nämlich dass man sich schneller austauschen könne, die zwar nützlich oder hilfreich sein können: häufig sind sie es nicht, aber stets das voraussetzen, was eigentlich bewiesen werden soll. Sie sind zirkelhaft konstruiert; sie können sich nur aus sich selbst heraus bestätigen. Gerade daraus entstehen Fehler, die mit nötiger Weitsicht und Werthaltigkeit stets am Anfang eines Prozesses vermieden werden könnten. Wenn ich mir Sorgen um die Stadt mache, so die Erkenntnis, dass die Emotionen hier schief liegen, weil der Gedanke der Einheit und Identität in der Tiefe des politischen Handelns noch nicht bewusst verankert ist. Wenn dem so wäre, wären Konsequenzen keine Menschenjagd, und die Gruft schlechter Nachrichten würde Makulatur, was Winterthur verdient, statt mittels Köder und Fiktionen zwischen Regierung und Parlament sich selbst zu verrufen.

 


Heiner Dübi,
23.10.2016, 115. Jahrgang, Nr. 297.

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