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«Wandzeitung» vom 31.10.2016:

TheaterPlus:

Debatte gebodigt, wo sind die Visionen?

Das Theaterhaus wird nicht angetastet, zum Zwecke einer erweiterten Nutzung für andere Veranstaltungen mit topmoderner Infrastruktur. Das Theater Winterthur wird nun kostengünstig saniert. Die Entscheidung der Stadt liegt vor, daran gibt es nichts mehr zu rütteln, nichts zu deuteln. Eine glasklare Entscheidung.

Damit ist auch die Idee TheaterPlus beendet. Und der offenbar hohe Identifizierungsgrad mit dem markanten, Stadtbild prägenden Krayenbühl-Bau hat sich in aller Deutlichkeit manifestiert. Dies hat mich persönlich sehr überrascht – bis die Debatte um TheaterPlus losging, hatte ich in meinem erweiterten Umfeld nämlich eine eher unfreundliche Haltung gegenüber dem beton- und bleilastigen Gebäude wahrgenommen. Aber diese Unklarheit ist nun geklärt, und die wortstarke, engagierte Lobby aus dem Kulturkreis darf zu Recht für sich in Anspruch nehmen, die Identifikation mit dem Theatergebäude mitgestärkt zu haben.

Eine schöne Erkenntnis und sicher gute Nachricht für alle, die Winterthur als Kulturstandort preisen. Diese deutliche Erkenntnis ist sicher auch der Standortförderung zu verdanken, die zusammen mit Handelskammer und Winterthur Tourismus die Diskussion um TheaterPlus lancierte und damit die Identitätsfindung erst möglich machte.

Ohne die Idee TheaterPlus noch einmal aufwärmen zu wollen, liegt mir dennoch ein unverdauter Gedanke im Magen beziehungsweise im Kopf, den ich gerne loswerden möchte. Die Debatte wurde zwar mit Erfolg von der Kultur-Szene gebodigt. Aber die sich anbietende Diskussion um die Zukunft der Kultur in Winterthur wurde nie wirklich geführt. Der blosse Gedanke, Visionen zu entwickeln, wie denn ein ideales, mehrfach für zig Kultursparten nutzbares Theatergebäude denn aussehen könnte, was die Wünsche und die Träume der Theaterfans und der Theaterschaffenden sind… wurde in jeder Debatte im Keim erstickt.

Gerade von der kreativen Szene wäre es aber doch zu erwarten, dass Visionen ausgesprochen, zu Papier gebracht oder in anderer Form zum Ausdruck gebracht werden. Nicht ein einziger solcher Gedanke kam mir zu Ohren. Die Diskussion wurde extrem eindimensional geführt. Dabei wären unkonventionelle Lösungen für ein enorm teures Sanierungsvorhaben, wie das Theaterhaus zunächst forderte, doch so wichtig gewesen. Man fixierte sich auf die Behauptung, dass, wer ein neues Theaterhaus bauen möchte, die Kultur zerstöre.

Diese Haltung erachte ich als unlogisch, äusserst unkreativ und ja, kulturfeindlich. Es geht hier um viel mehr als Bestehendes zu bewahren. Es geht darum, Winterthur als Ort der Kultur, der Veranstaltungen, des kreativen Schauplatzes weiterzuentwickeln – lustvoll, pionierhaft und mit dem Blick auf Chancen gerichtet. Diese Diskussion hätte ich mir von Herzen gewünscht. Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf, dass die Kreativen in dieser Stadt diese Lust bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit doch noch verspüren.


Karin Landolt,
31.10.2016, 115. Jahrgang, Nr. 305.

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Standpunkte:

1.11.2016, 11:21 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Ja, und wo sind die Visionen in diesem Artikel?


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