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«Wandzeitung» vom 24.9.2016:

Mich erfüllt nach dem Ende jedes Buches, egal ob lebensverändernd oder nicht, eine Leere:

Bücher, die die Welt verändern.

Na gut, ich gebe zu, der Titel ist ein wenig episch formuliert, aber manchmal muss man seine dramatische Seite ausleben! Das Buch, welches mich inspiriert hat, diesen Artikel zu schreiben, hat nicht die GANZE Welt verändert, natürlich nicht, aber meine kleine innere Welt ganz bestimmt.

Kennen Sie das? Wenn Sie ein Buch sehen, mit den Fingerspitzen über den Einband streichen und genau wissen, dass, nachdem diese Tintenstriche sich zu Wörtern, dann zu Sätzen und irgendwann zu einer Geschichte gewandelt haben werden, nichts mehr so sein wird, wie es zuvor war? Sobald Sie es ersteigert haben, wollen Sie es sofort lesen, doch irgendetwas hält Sie davon ab. Sie fühlen sich noch nicht bereit für den grossen Sprung. Und dann, eines Tages wagen Sie es doch. Sie schlagen das Buch auf und lesen und lesen und lesen und - dann ist es vorbei. Das Buch ist geschlossen, doch Sie befinden sich immer noch in der Geschichte, mitten im letzten epischen Kampf und können immer noch nicht glauben, dass der Held sich für das Wohl der Menschheit geopfert hat. Sie vermissen die gewitzten Dialoge mit seinem Weggefährten und die romantischen Szenen mit seiner Geliebten.

Mich erfüllt nach dem Ende jedes Buches, egal ob lebensverändernd oder nicht, eine Leere. Ich weiss nicht, wohin mit mir, ohne meine liebgewonnenen Charaktere und ihrer Geschichte. Doch wenn das Buch gut war, so richtig, richtig gut, dann schliesse ich das Buch, die Zeit bleibt stehen und ich starre einfach nur vor mich hin. Denn die Zeilen lassen mich nicht mehr los. Was geschieht nach dem letzten Punkt? Ist wirklich alles gut? Sind meine geliebten Figuren sicher oder droht eine weitere Gefahr? In gewisser Weise sind wir Leser Masochisten. Immer wieder tauchen wir in neue Erzählungen. Verlieben uns in neue Charaktere, nur um uns von ihnen wieder das Herz brechen zu lassen, wenn sie uns verlassen. Und nach einer Phase der tiefen Depression machen wir uns wieder auf die Jagd nach neuen Geschichten, immer auf der Suche nach einem Lebensveränderer.

Ich werde Ihnen jetzt die Folter ersparen und werde nicht beginnen, über dieses eine Buch zu erzählen, das ich gelesen habe, denn das tue ich meist viel zu ausführlich, sodass Sie es gar nicht mehr lesen wollen. (Sagen zumindest gewisse gemeine Freundinnen, deren Namen ich jetzt nicht nenne.) Ich will nur so viel sagen: Wenn Sie noch nie ein solches Erlebnis gehabt haben, dann besorgen Sie sich nun umgehend ein Buch und lesen Sie es. Und dann noch ein weiteres, bis Sie dieses eine Buch finden. Dieses eine Buch, das Ihre eigene kleine Welt verändert. Glauben Sie mir es ist es wert.

 

 


Noëlle Lee,
24.9.2016, 115. Jahrgang, Nr. 268.

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