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«Wandzeitung» vom 21.12.2015:

Friedensnobelpreisträger El-Baradei lanciert die Schweiz als Vermittlerin im Nahen Osten:

UNO versagt im Syrien-Konflikt.

Der Träger des Friedensnobelpreises und kurzzeitige Vizepräsident Ägyptens, Mohammed EL-Baradei, äusserte sich Mitte November gegenüber der «Schweiz am Sonntag», wie Regierungsmitglieder unseres Landes im Nahen Osten vermitteln könnten. Er geht davon aus, dass sich die Sicherheit der Welt seit dem Ende des Kalten Krieges vor zehn Jahren absolut nicht verbessert hat, obschon allzeit von Abrüstung gesprochen wurde und darum eine unrealistische Geborgenheit erhofft wird. Noch immer gibt es katastrophalerweise in rauen Mengen Atomwaffen: 16 000 nukleare Sprengkörper – 2000 davon sind scharf – könnten also innert einer Stunde abgefeuert werden. Es gibt freilich auch Atomwaffen in den Händen von Irren, und allein ein Computerfehler könnte schon für eine auf Kernreaktion beruhende Katastrophe auslösen. Weil es derzeit unzählige lokale Konflikte mit ungeahnter Schwellkraft auf der Welt gibt. Uns bleibt aber immerhin die berechtigte Hoffnung, dass letztlich trotz der Gewaltbereitschaft des IS keine Katastrophen verursacht werden. Sein Kern stammt aus der Armee des früheren irakischen Diktators Saddam Hussein. Der IS ist wohl ein Kollateralschaden des Einmarsches der Amerikaner in den Irak. Er verfügt über sehr viel Geld, und die rund 30 000 Kämpfer aus über 100 Ländern kontrollieren ein Gebiet, das grösser ist, als Grossbritannien. Mittlerweile sind schrecklicherweise vier Millionen Menschen aus ihrem Heimatland Syrien geflohen und weitere sieben Millionen Geschöpfe haben sich innerhalb des Landes einen neuen Wohnsitz gesucht.

Eine Katastrophe im Hintergrund der schrecklichen Schlacht ist auch die leidige Realität, dass das nicht geeint auftretende Europa, ausgerechnet das grösste Land der Welt – also Russland, völlig isoliert. Denn ohne Wladimir Putin wird es im mittleren Osten keinen Frieden geben. Klar hat der Präsident Russlands die einfachen Erdenmenschen mit seinem nicht klar durchschaubaren Vorgehen auf der Krim, der Ost-Ukraine und in Syrien irritiert. Doch immerhin gibt es das Tauwetter zwischen den USA und dem Iran Anlass zu Hoffnung.

El-Baradei sagt zwar, dass in diesen gewaltbereiten Zeiten starke Vermittlungskräfte aktiv werden müssen. Doch er hält die UNO als Gewaltstopper für unfähig und die Grossmächte USA wie Russland nicht für glaubwürdig. Er achtet beispielsweise Angela Merkel sehr, weil sie Führung zeigt und für humanitäre Werte steht, doch sie weckt in der EU leider enorme Gegenkräfte, wie alle Grossmächte, deshalb bleibt ihr Handlungsspielraum für eine konstruktive Konfliktvermittlung eng. Viel mehr Chancen auf diplomatischen Erfolg sieht EL-Baradei bei der dipolmatisch erfahrenen kleinen neutralen Schweiz, womöglich zusammen mit Österreich und Schweden. Diese im höchsten Mass demokratischen Kleinstaaten sind ganz gross beim Vermitteln, sie halten die humanitäre Tradition hoch und kommen in Notfällen in absolute Höchstform. Als Gründerland des Roten Kreuzes und als Depositärstaat der Genfer Konvention ist die empathiestrotzende Schweiz in Verbindung mit ihrer Neutralität prädestiniert, für ein humanitäres Engagement zum Wohle aller Menschen zu verhandeln. Didier Burkhalter wie Michelin Calmy Rey wären in diesem Fach ganz grosse Klasse.


Guido Blumer,
21.12.2015, 114. Jahrgang, Nr. 355.

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