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«Wandzeitung» vom 17.10.2016:

Wenn irgendwie möglich mit einer Prise Humor:

Der Leserbrief.

Das Schreiben von Leserbriefen kann lustvoll sein und ist zu empfehlen. Man ist dazu gezwungen, sich auf Wesentliches zu konzentrieren, eine gute Wortwahl zu treffen und wenn möglich den Humor einzubeziehen. Ich schreibe gerne Leserbriefe, denn damit wird die Schreibkunst weiterentwickelt. Zudem hoffe ich, dass durch das Schreiben von Leserbriefen wenigstens im Gehirn der Alterungsprozess verzögert wird. Trotz Zweifel über die Wirksamkeit von Leserbriefen gehen den Redaktionen die Leserbrief-Schreiber und -Schreiberinnen nicht aus. Sie altern eben nur ungern!

Nun von der Theorie zur Praxis! Im September 2016 war der Wechsel von CVP-Gemeinde- und Kantonsrat Franco Albanese zur SVP und der kurz vorher erfolgte Rücktritt von Matthias Baumberger aus der CVP- Fraktion ein Thema für verschiedene Tageszeitungen. Der «Landbote» schrieb dazu, dass in den letzten Jahren die lokale CVP-Politik geprägt gewesen sei: «vom stramm rechten Triumvirat Baumberger, Harlacher, Albanese. Die drei Gemeinderäte verfolgten einen betont wirtschaftsfreundlichen Kurs und prägten damit die Positionen der Partei. Frühere liberal und sozial denkende CVP-Exponenten wie Haymo Empl oder Franz Scherrer kehrten ihrer Partei ob dieser Entwicklung den Rücken.»

Der eine halbe Seite umfassende «Landbote»-Artikel zur CVP-Politik spornte mich an, einen Leserbrief zu schreiben. Ich beklagte die heute fehlende christlich-soziale Haltung in der CVP und untermauerte diesen Mangel am Beispiel der erleichterten Waffenausfuhr in problematische Länder wie Saudiarabien oder Pakistan, die Dank der CVP zustande kam. Peter Baumberger, Alt-CVP-Nationalrat konterte meinen Leserbrief auf eine Weise, die als Anleitung für polemische Leserbriefe gelten kann. Zum Einstieg macht man den Verfasser des Leserbriefes klein: «Einmal mehr hat Haymo Empl auf tiefem Niveau in die Tasten gegriffen.» Als zweiter Schritt folgt die Belehrung: «Die christliche Soziallehre hat ihre Grundlage …»

Baumberger weist darauf hin, dass er in einem Buch den Zusammenhang von CVP und christlicher Soziallehre beschrieben habe. Offenbar bestimmt Wirtschaftsanwalt Baumberger, was als christliche Soziallehre zu gelten hat. Erst im dritten Schritt wird das Hauptthema meines Leserbriefes angesprochen, die durch die CVP ermöglichte Waffenausfuhr in problematische Länder. Baumberger reagiert raffiniert und redet das Thema klein:

Nur wenige CVP-Parlamentarier hätten dem Export von Kriegsmaterial zugestimmt, sie stammten aus der Innerschweiz, wo die Pilatus-Flugzeugwerke und die RUAG hauptsächliche Arbeitgeber seien. Tatsächlich waren es elf CVP-Parlamentarier aus acht Kantonen und nur zwei aus der Innerschweiz. Lüge oder Kleinreden? Krönender Abschluss eines polemisch verfassten Leserbriefes, nochmals einen Tritt ans Bein des Leserbriefschreibers Empl: Er ist «ideologieverblendet».

Also, weiter geht’s, dem Alterungsprozess ein Schnippchen zu schlagen! Ich freue mich immer wieder, die Eskapaden von politischen und wirtschaftlichen Exponenten mit klaren und träfen Worten zu kommentieren. Wenn irgendwie möglich mit einer Prise Humor.


Haymo Empl,
17.10.2016, 115. Jahrgang, Nr. 291.

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