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«Wandzeitung» vom 1.7.2015:

Gruusig ...

Hände waschen!

Ich sitze auf dem Thron, den wir alle tagtäglich nutzen, um uns zu erleichtern. Nebenan tut einer dasselbe. Er erledigt sein Geschäft schneller, braucht eine Unmenge Papier, steht auf, zieht seine Hose hoch, betätigt die Wasserspülung und verlässt seine Kabine. Ich horche. Eigentlich müsste nun, nach dem uns anerzogenen zeitlichen Ablauf der Wasserhahn plätschern. Tut er aber nicht. Die Türe wird geöffnet, die Örtlichkeit wird verlassen – mit ungewaschenen Händen.

Ich überlege mir, wie es nun draussen weitergeht. Dieser Jemand trifft einen Kollegen und reicht ihm zum Grusse die Hand. Er steigt in den Bus und hält sich an der Stange fest, die später ein nächster ebenfalls benutzen wird. Er reibt sich die Augen, nimmt ein Kind bei der Hand. Am Kiosk klaubt er ein paar Münzen aus dem Portemonnaie, um damit seine Kaugummi zu bezahlen. Die Münzen wandern in die Kasse, der Nächste erhält sie als Rückgeld. Zuhause steht er in die Küche und rüstet das Gemüse. Die Sachverhalte liessen sich beliebig erweitern.

Die Vorstellung, dass jemand ohne sich die Hände zu waschen, die Toilette verlässt, erfüllt einem mit Ekel. Grundsätzlich ist die Tatsache des «Nicht-Hände-waschens» nach dem Toilettengang nicht gefährlich. Zwar finden sich in einem Gramm Stuhl circa 10 hoch 13 Bakterien. Eine unglaubliche Anzahl. Indessen brauchen beispielsweise Darmbakterien Feuchtigkeit, um zu überleben und sterben andernfalls in kurzer Zeit ab. Und es braucht für eine Ansteckung eine hohe Anzahl von Bakterien.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mahnt, unter anderem nach dem Gang zur Toilette immer die Hände gründlich zu waschen. Also nicht einfach leicht mit Wasser benetzen und fertig, sondern einseifen, reiben, abspülen und trocknen. Eben gründlich. Hände waschen spielt eine wesentliche Rolle bei der Hygiene. Die meisten Infektionskrankheiten werden nämlich über die Hände übertragen.

So sehr wir die Toilettenkultur über all die Jahrtausende hinweg entwickelt haben, ausgeklügelte Systeme erfunden haben, verschiedene Spülungen kennen, das Toilettenpapier heute sehr angenehm ist im Vergleich zum früheren Zeitungspapier, warmes Wasser für die Hände zur Verfügung steht (beziehungsweise stünde), so sehr würde man sich die korrekte Nutzung dieser Infrastruktur wünschen.

Wie viele sind es wohl? Wie viele waschen die Hände nach dem Besuch der Toilette nicht? Wie gross ist das Risiko, dass mir jemand die Hand reicht, die er vorher anders genutzt und nicht gereinigt hat?

Ich habe mein Geschäft verrichtet und verlasse meine Kabine, wasche mir gründlich die Hände und fasse – schwungvoll und gedankenlos – an die Türklinke, um die Toiletten zu verlassen.

 


Michael Künzle,
1.7.2015, 114. Jahrgang, Nr. 182.

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